Von Elafonissos aus nahmen wir eine andere Route in Richtung des „Mani-Fingers“ was zuerst recht gut aussah. Die Straßen waren etwas besser und wir kamen gut voran. Eine echte Challenge wurden wenig später die kleinen Dörfer durch die wir uns schlängelten. Manchmal waren es wirklich wenige Zentimeter die zwischen unserem 2,5 Meter breiten Wohnwagen-Ungetüm und einem auf der Straße (in der zweiten Reihe) parkenden Auto oder einer Hauswand waren. Ein paar Mal ging’s leider nicht ohne zusätzliche Ausweich- und Rangier-Manöver. Die Griechen in den Dörfern waren trotz ca. 40 Grad sehr entspannt und parkten schnell mal ein Auto um oder beteiligten sich mit Händen und Füßen am Einweisen.
Wir entschieden uns für den Camping Mani Beach als Station für die nächsten Tage. Ein sicherlich nicht perfekter Platz aber ein sehr sauber bzw. gepflegt, ohne Pool und mit einem freundlichen, jungen Team welches den Platz vor zwei Jahren neu übernommen hat. So richtig viel los war noch nicht und wir bekamen einen Platz „in der ersten Reihe“ vorgeschlagen. Wow – es war unser erster Campingplatz in Griechenland mit direktem Blick auf’s Meer und nur ein paar Schritte vom Wasser entfernt. Minimarkt, Bar und Restaurant waren ebenfalls gleich um die Ecke. Wir hörten den ganzen Tag über Musik in angenehmer Lautstärke und genau unseren Geschmack treffend. An vielen Stellen merkte man, dass der Platz sich im Wandel befand. Mit viel Liebe zum Detail waren Sitzecken geschaffen und schön gestaltet worden. Es war gemütlich und man fühlte sich wohl und gut aufgehoben ohne dass es aufdringlich war oder aufgesetzt wirkte. Der Strand direkt vor dem Campingplatz fiel recht schnell ab sodass man gleich schwimmen musste und nachmittags wurde es täglich sehr, sehr windig. Die Wellen waren dadurch relativ hoch was insgesamt perfekte Gegebenheiten für Wind- und Kitesurfer darstellte und die waren am Strand auch zahlreich vertreten 😉 Der etwas grobkörnigere und dunklere Sand am Strand war angenehm und die Liegen und Sonnenschirme durften ohne Gebühr verwendet werden was super war denn unsere Sonnenschirme waren immer binnen kürzester Zeit vom Winde verweht.
Wir kamen mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Campingplatzes ins Gespräch und lernten vor allem auch ein nettes Deutsches Paar kennen. Jürgen und Uli lebten mehr als 30 Jahre in der Gegend von Gytheio, waren selbstständig mit einer Tischlerei und zogen ihre Kinder hier groß. Sie gingen vor drei Jahren zurück nach Deutschland und waren sozusagen im Heimaturlaub – schöne Grüße an dieser Stelle an euch, Uli und Jürgen! Wir erfuhren viel über die Lebensweise und die Mentalität der Griechen, über die wirtschaftlichen Probleme und der damit verbundenen massiven Landflucht. (Griechenland hat ca. 10 Mio. Einwohner und fast die Hälfte davon leben im Großraum von Athen.) Wir hörten von schlechten oder sehr eingeschränkten Möglichkeiten in der Arbeitswelt und die dadurch fehlende Sicherheit wenn man jung ist und eine Familie gründen will. Auch die Bildung wird nur zu einem sehr grundlegenden Teil vom Staat ermöglicht – fast alle investieren in zusätzlichen Privatunterricht für ihre Kinder bereits ab dem Volksschulalter. Das Vertrauen in die Politik ist durch Vetternwirtschaft und Korruption ebenfalls sehr niedrig und wurde durch die Finanzkrise nicht unbedingt verbessert. (Hier herrscht vor allem die Meinung vor, dass vom vielen Geld der Griechenland-Rettungspakete nichts wirklich bei der Bevölkerung angekommen sei.) Viele haben daher mehrere Jobs, machen im Sommer und im Winter etwas anderes oder wandern gar aus. Auch wie es früher war und wie es sich das alles in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat war sehr interessant zu erfahren. Es hat unser Verständnis für so manche Gegebenheiten und Verhaltensweisen die wir beobachten konnten um einiges verbessert und unseren Blick darauf verändert.
Gytheio eignete sich hervorragend für einige Ausflüge in sehenswerte Ortschaften. Wir erlebten einen traumhaften Sonnenuntergang in Limeni und aßen dort unfaßbar guten Fisch und Meeresfrüchte. Auch sonst hatte das Essen in Gytheio und Umgebung teilweise was vom „essen wie bei Oma zuhause“ denn man bestellte es nicht von der Karte sondern suchte es sich in der Küche aus. An einem Tag haben wir gleich einen längeren Ausflug mit mehreren Zielen unternommen. Zuerst besuchten wir ein malerisches Fischerdorf Namens Alypa. Es liegt in einer kleinen, verborgenen Bucht – hier waren die Kieselsteine zwar etwas groß dafür konnte man sie bei der Brandung klacken hören, was ein unverkennbares Geräusch machte. Am Rückweg machten wir kurz in Kotronas halt und ließen den Rest des Tages dann am Strand von Skoutari die Seele baumeln. Etwas getrübt wurde die Stimmung durch die ersten Waldbrände die in diesem Jahr am Peloponnes ausbrachen – sie waren unweit von Alypa und wir konnten sie auf der Rückfahrt deutlich sehen bzw. kam uns die Feuerwehr entgegen. Löschhubschrauber haben in Skoutari Meerwasser angesaugt und die Löschflugzeuge kamen zur Bucht vor unserem Campingplatz um Wasser zu tanken. Die Gegend war vor allem im Vorjahr schon so stark von den Waldbränden betroffen, dass alle Urlauber evakuiert werden mussten – es muss verheerend gewesen sein, hat den Erzählungen nach viele viele Existenzen (vor allem in der Landwirtschaft) komplett zerstört und die Auswirkungen in der Natur sind deutlich zu sehen.
Ein Detail am Rande: Seit Elafonissos suchten wir eine Möglichkeit eine leer gewordene Gasflasche wieder zu befüllen – leider ohne Erfolg. Erst beim Großhändler wurden wir fündig – er nahm die Flasche mit nach Athen und brachte sie binnen zwei Tagen gefüllt wieder zurück.
Trip Eckdaten:
- Zurückgelegte Strecke: 110 km
- Fahrzeit: 4 Stunden
- Temperatur: 39 Grad Celsius